Reha und Vorsorge für Mütter und Väter gefährdet
Dringender Appell der Bundesdelegiertenversammlung der Kath. Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung an Politik und Krankenversicherung zur Unterstützung
Nach gut zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie ist der Bedarf an med. Reha und Vorsorge für Mütter und Väter und ihre Kinder besonders groß. Psychische Belastungen in Familien und psychosomatische Krankheitsbilder spiegeln sich in hohen Antragszahlen bei den Krankenversicherungen und gestiegenen Nachfragen in den Beratungsstellen in unserem Verbund.
Gleichzeitig sind die Rahmenbedingungen für die Aufrechterhaltung dieser Leistungen und die wirtschaftliche Lage der Mütter- und Mutter-Kind-Kliniken dramatisch.
Corona-bedingter Hygiene-Mehraufwand ist zum Schutz von Patienten und Mitarbeitenden weiter erforderlich und auch durch das Infektionsschutzgesetz vorgegeben. Entgegen der Renten- haben die Krankenversicherungen finanzielle Ausgleiche eingestellt.
Unverändert können Kliniken die der Vergütung zu Grunde gelegte Auslastung nicht erreichen. Immer wieder führen Positiv-Testungen zu kurzfristigen Absagen oder einem Abbruch des Aufenthalts für gesamte Familien. Ein finanzieller Ausgleich ist eingestellt.
Die für die Behandlung und Versorgung der Patientinnen unabdingbaren Sachmittel, Lebensmittel, medizinischen Bedarfsmittel, ebenso Kosten für Dienstleister z.B. der Wäschereinigung oder Handwerksleistungen sind gegenüber dem Vorjahr um bis zu 30 Prozent gestiegen. Die Explosion der Energiekosten wird viele der Mitgliedskliniken in eine existenzielle Krise führen.
Da die Vergütungssätze mit den Kostenträgern einmal jährlich verhandelt werden, sind die akuten Preisentwicklungen nicht berücksichtigt. Neuverhandlungen werden zum Teil verweigert. Die Krankenversicherungen verweisen auf notwendige Lösungen des Bundes. Diese sind noch nicht absehbar und auch nicht kurzfristig. Das Bundesgesundheitsministerium verweist auf die Zuständigkeit der Krankenversicherungen.
Die dramatische Unterfinanzierung der Mutter- und Mutter-Kind Kuren wächst weiter auf.
Wir sind in großer Sorge. Ein wichtiger Baustein unseres Gesundheitswesens steht in Gefahr! Für Mütter, Väter, insbes. Alleinerziehende, die gerade während der Corona Krise eine wichtige Stütze unserer Gesellschaft waren, heute vielfach gesundheitlich am Limit sind und auf eine med. Reha oder Vorsorge warten, wäre ein "Ausbluten" des Angebotes fatal.
Neben dem enormen Engagement unserer Mitgliedskliniken und ihrer Mitarbeitenden sehen wir die Krankenversicherungen und die Bundespolitik gleichermaßen in der Verantwortung. Sie müssen alles dafür tun, dass die Reha- und Vorsorge für Mütter und Väter für die Zukunft erhalten bleibt. Wir appellieren dringend
an die Krankenversicherungen,
- zügige und faire Vergütungsverhandlungen, auch unterjährig zu gewährleisten,
- die unveränderte Corona Sondersituation mit Minderauslastung, Mehrkosten
- und die akuten Kostensteigerungen zu berücksichtigen.
an die Politik und die Ministerien,
- bei allen Sonderhilfen zur Energiekrise und Inflation, die Reha- und Vorsorge-Kliniken für Mütter und Väter mit einzubeziehen,
- die bis Juni 22 geltenden Corona Regelungen im §§ 111 SGB V für Kostenausgleiche durch die Krankenversicherungen wieder in Kraft zu setzen,
- gesetzlich eindeutig unterjährige Vergütungsverhandlungen abzusichern, wenn Kalkulationsannahmen und Kostenprognosen -wie jetzt- nicht mehr zutreffen.
_______________________________________________________
Kath. Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung e.V.
Bundesgeschäftsstelle
Lucia Lagoda, Vorsitzende
Margot Jäger, Geschäftsführerin
Karlstraße 40, 79104 Freiburg
Tel.: 0761/ 200-455; Fax: 0761/ 200-11455
E-Mail: muettergenesung@caritas.de, www.kag-muettergenesung.de
Die Katholischen Arbeitsgemeinschaft (KAG) Müttergenesung ist getragen von den Caritas- Konferenzen Deutschlands e.V., dem Deutsche Caritasverband e.V. der Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands und dem Kath. Deutsche Frauenbund. In ihr sind 21 Fachkliniken und rund 300 Beratungsstellen zusammengeschlossen. Die Arbeitsgemeinschaft wurde 1930 gegründet. Sie ist der größte Trägerzusammenschluss innerhalb des Müttergenesungswerks. In den Kliniken der KAG Müttergenesung haben im vergangenen Jahr rund 19.000 Mütter und Kinder eine Vorsorge und Reha-Maßnahme genutzt.